Australische Nacht
am Freitag, den 11.09. um 20:30 Uhr im Kino Babylon
Nerviges
Didgeridoo-Getröte, schlechtes Essen, roter Wüstenstaub, komische
Beuteltiere und übelgelaunte Hinterwäldler: Australien ist ein viel
zu weitläufiges, viel zu heißes, viel zu ödes Land am Arsch der
Welt. Was hat Australien eigentlich zu bieten, außer vollgedröhnte
Rucksacktouristen mit Hipster-Bärten, die in jedem zweiten Busch
rumliegen?
Esoterik-Hausfrauen und
LSD-Konsumenten behaupten ja, die „Wiege der Menschheit“ läge in
Down Under, aber kultivierte Zeitgenossen wissen genau: Die liegt
selbstverständlich zwischen Ruhrpott und Sauerland. Genau, dort
nämlich, wo jeden Monat tolle Filme im kleinen Bahnhofskino in der
Pelmke laufen. Und damit wurde mehr oder weniger elegant die Brücke
geschlagen: Filme sind es, die Australien zu bieten hat, und zwar
noch und nöcher!
Ob subtil-perfide
Psychothriller wie PICKNICK AM VALENTINSTAG (1975), LONG WEEKEND
(1978) und WAKE IN FRIGHT (1971) oder brachiale Schocker wie
BLUTDURST (1979),
INSEL DER VERDAMMTEN (1982)
und WOLF CREEK 1 & 2 (2005/2013) – australische Filme servieren
gern Stoffe, die an die Nerven gehen. Das endlos weite, staubige
Outback bietet einfach die perfekte Kulisse für Sujets, die
menschliche Abgründe und feindselige Übergriffe thematisieren. Man
denke nur an den garstigen Serienkillerfilm ROAD GAMES (1981) mit
Stacy Keach und Scream-Queen Jamie Lee Curtis. Oder an den bösartigen
Backwood-Slasher STORM WARNING (2007) von Jamie Blanks, der auch das
Remake zu LONG WEEKEND drehte.
Auch auch die beliebte
Tierhorror-Thematik
wurde immer wieder gern zurückgegriffen, wenn australische
Filmproduzenten den Kinozuschauern das Fürchten lehren wollten.
Besonders beliebt waren die in Down Under gefürchteten Krokodile, so
geschehen in ROGUE (2007) und BLACK WATER (2007). In BAIT (2013)
mussten wieder einmal die populären Haie herhalten, diesmal als
Fressfeinde in einem überschwemmten Supermarkt, während in PRIMAL
(2010) Menschen von mutierten Blutegeln in Kannibalen verwandelt
werden und sich im bereits erwähnten LONG WEEKEND die gesamte Natur
gegen die urbanen Eindringlinge verschwört.
Ein ganz besonders
schweinisches Exemplar dieser Gattung schuf der spätere
HIGHLANDER-Regisseur Russel Mulcahy im Jahr 1984, indem er einen
amoklaufenden Killer-Keiler auf das Kinopublikum losließ. Richtig
gelesen, Mulcahy ließ eine Riesen-Wildsau von der Kette, einen
„Kampfkoloss der Hölle“ (Tagline des deutschen Kinoplakats), die
er zum brandgefährlichen Antagonisten in einem wundervoll
gestalteten (die brillante Kameraführung besorgte Oscar-Preisträgers
Dean Semler) und inszenierten (Mulcahy war einer der wichtigsten
Videoclip-Regisseure seiner Zeit und u.a. verantwortlich für den
„Wild Boys“-Clip von Duran Duran) Cinemascope-Abenteuer
stilisiert, das vielmehr als stylish-sinnliche Grenzerfahrung
überzeugt denn als herkömmlicher Suspense-Thriller.
„[Der Film] ist
ein eindrucksvoller Horrorthriller in unvergleichlicher Naturkulisse,
mit visueller Finesse inszeniert – und auch noch spannend. Wer mehr
will, wird kaum Schwein haben.“
--- Hudson auf Filmflausen.de
Zum zweiten Film des
Abends kann man kaum etwas schreiben, weil Worte entweder kläglich
versagen – oder man zur barocken Schwelgerei neigt.
Meisterregisseur George Miller zeichnete bereits für die beiden
Vorläufer dieses monströsen Kampfkoloss verantwortlich, denen wir
in unserer ersten
und zweiten
„Kaputte Karren-Nacht“ ein Denkmal setzten.
Den dritten Teil wollen
wir einfach gnädig überspringen und präsentieren direkt den
vierten Ausflug in eine erbarmungslose Welt aus Blut und Feuer.
Machen Sie sich keine sinnlose Mühe, vergessen Sie die Sache mit dem
Anschnallen – werfen Sie den Gang ein und drücken Sie das Gaspedal
runter bis zum Bodenblech, lassen Sie den Asphalt qualmen und die
Motoren heulen, rasen Sie mit Max, Immortan Joe und Imperator Furiosa
durch Sandstürme, Tornados und Feuersbrünste die Fury Road
hinunter, bis die Knochen bersten und das brennende Benzin die
Lungenflügel verätzt. Auf nach Valhalla. Seid unsere Zeugen.
„George Miller ist
dieses Jahr 70 geworden, aber in [dem Film] legt er die Power, die
Attitude, die Unbekümmertheit und den Größenwahn eines jungen
Bilderstürmers mit Omnipotenzfantasien, unstillbarem Erfindergeist,
prall gefüllten Eiern und rasender Lust am Wahnsinn an den Tag. […]
Das Ergebnis ist ein von der ersten bis zur letzten Minute
andauernder filmischer Amoklauf, eine Gewalt-, Benzin-, Staub- und
Feueroper, die über den Zuschauer hinwegbrettert, als säße der in
der Flugschneise eines stählernen Riesenkampffliegers und bekäme
von dessen Triebwerken den Scheitel gezogen.“
--- Oliver Nöding auf Remember it for later.
Die auf dieser Netzpräsenz veröffentlichten Filmbesprechungen haben rein
filmjournalistische Bedeutung. Das verwendete Bildmaterial dient nicht zu Werbezwecken,
sondern ausschließlich zur filmhistorischen Dokumentation.