2.Naziploitation-Nacht
am Freitag, den 08.08. um 22 Uhr im Kino Babylon
Darf man über Hitler
und das 3.Reich lachen? Darf man sich lustvoll geschmacksunsicheren
Exploitation-Machwerken hingeben, die hemmungslos die Gräuel des
Faschismus ausbeuten?
Darf man Filme drehen (und sie sich mit Genuss und Augenzwinkern anschauen!), die eben keinen ernsthaften, politisch korrekten oder moralisch unbedenklichen Standpunkt zur Nazi-Thematik einnehmen?
Man darf nicht, man muss! Über Nazis zu lachen ist vielleicht die wirksamste Waffe gegen (Neo-)Nazis. Diese Diskussion ist mehr als 30 Jahre alt - spätestens seit Mel Brooks Musical "Frühling für Hitler" wird sie geführt.
Der B-Film und speziell das Exploitation-Kino hatte stets weniger Berührungsängste mit dem Tabu-Thema. Bereits 1964 erblickte das Subgenre Naziploitation mit THE FLESH EATERS das Licht des Kinosaals, wo ein verrückter Naziwissenschaftler schwarze, fleischhungrige See-Algen-Monster, die ihre Opfer von innen auffressen, auf die Menschheit loslässt.
Darf man Filme drehen (und sie sich mit Genuss und Augenzwinkern anschauen!), die eben keinen ernsthaften, politisch korrekten oder moralisch unbedenklichen Standpunkt zur Nazi-Thematik einnehmen?
Man darf nicht, man muss! Über Nazis zu lachen ist vielleicht die wirksamste Waffe gegen (Neo-)Nazis. Diese Diskussion ist mehr als 30 Jahre alt - spätestens seit Mel Brooks Musical "Frühling für Hitler" wird sie geführt.
Der B-Film und speziell das Exploitation-Kino hatte stets weniger Berührungsängste mit dem Tabu-Thema. Bereits 1964 erblickte das Subgenre Naziploitation mit THE FLESH EATERS das Licht des Kinosaals, wo ein verrückter Naziwissenschaftler schwarze, fleischhungrige See-Algen-Monster, die ihre Opfer von innen auffressen, auf die Menschheit loslässt.
Die ersten Nazi-Zombies
tauchten (oder tauten) in THE FROZEN DEAD vom 1966 auf. In dem
unfassbar schlechten FLESH FEAST (1970) hat Adolf Hitler das
Kriegsende überlebt und züchtet menschenfressende Würmer. In den
späten 70er Jahren feierte das Exploitation-Kino mehr oder weniger
berechtigte Erfolge mit einschlägigen Streifen wie dem
skandalträchtigen ersten Überraschungsfilm dieser Nacht oder dem
eher harmlosen Nazi-Zombie Film SHOCK WAVES (1977), bei dem Peter
Cushing mitwirkte. Auch in dem dümmlichen OASIS OF THE ZOMBIES
(1981) von Jess Franco, durften die Untoten in Wehrmachtsuniformen
herumtorkeln. Keinen Deut besser ist der Beitrag von Jean Rollin (der
immerhin einige echte Genre-Perlen fabriziert hat) zum Thema: Bei der
Schlaftablette SUMPF DER LEBENDEN TOTEN (1980) hört alles auf.
Beliebt waren in den
70ern auch sleazige Mixturen aus Sexplotation und Nazi-Trash, wie
etwa SALON KITTY (1979) von Tinto Brass oder PRIVATE HOUSE OF THE
SS-GIRLS (1976), den Bruno Mattei verbrochen hat, der uns ja schon
mit dem unsäglichen DIE HÖLLE DER LEBENDEN TOTEN belustigte.
Eines der krudesten
Beispiele des Sub-Genres ist aber wohl Lee Frosts BLACK GESTAPO
(1975), der hier Blaxploitation mit Naziploitation zusammenwirft,
eine Mischung, wie sie grotesker nicht sein könnte – die Brothas
und Sistas der „Black Panther“-Bewegung sorgen in SS-ähnlichen
Uniformen für Zucht und Ordnung in der Bronx.
Einheimische Versuche,
das Naziploitation-Genre zu persiflieren gab es natürlich auch
schon. Bei Christoph Schlingensiefs 100 JAHRE HITLER – DIE LETZTEN
STUNDEN IM FÜHRERBUNKER (1989) entzweien sich wie gewohnt die
Meinungen – immerhin ist der Film ein durchaus gelungenes,
fäkal-humoristisches Kammerspiel voller Chaos und herrlich absurden
Ideen. Nicht zuletzt auch deshalb, weil wir Udo Kier als Hitler
erleben dürfen!
Als weniger gelungen
muss man den Münchner Studentenfilm DER GOLDENE NAZIVAMPIR VON ABSAM 2
bezeichnen, der zwar bemüht ist, bei seinen Trash-Vorbildern
abzukupfern, aber komödiantisches Gespür vermissen lässt.
Filme wie „Der Untergang“ oder die verkrampften TV-Arbeiten eines Guido Knopp
führen letztlich nur zur ehrfurchtsvollen Mystifizierung der Nazis –
zur „Hitlerei“, wie Dietrich Kuhlbrodt es nennt. Indem sie von
den Nazis zu Propagandazwecken hergestellte Aufnahmen als objektives
Dokumentarmaterial verwenden, liefern sie den Neonazis letzten Endes
Stoffsammlungen, die sie für ihre eigenen Zwecke missbrauchen. Nur
durch systematisches Lächerlichmachen lässt sich der „Dämon
Hitler“ von seinem pseudo-mystischen Sockel stürzen.
Spätestens seit Dani
Levys „Mein Führer“ mit Helge Schneider oder „Adolf“ von
Walter Moers traut man sich nun auch in Deutschland über Hitler &
Konsorten zu lachen. Und das ist gut so.
Der Filmclub BALI
präsentiert Ihnen in der August-Doppelvorstellung einen alten
Klassiker und quasi Wegbereiter des Naziploitation-Genres, sowie
einen aktuellen Vertreter der Abteilung „Nazifizierte
Robot-Zombies“:
Film Nummer Eins,
entstanden 1974, ist sicherlich eines der skandalträchtigsten,
ekligsten und berüchtigtsten Machwerke der Zelluloidgeschichte, nach
dessen Sichtung man das Bedürfnis nach einem ausgiebigen Bad hat. Zu
behaupten, er sei gut, wäre so als würde man behaupten,
Abflussreiniger zu trinken sei gut. Allerdings besitzt der Film eine
nicht zu missachtende historische Bedeutung im Kanon der
Schmierfilme, da er eine ganze Welle von Nachahmern ins Leben rief –
vor allem in Italien. Ein fieses, dreckiges B-Filmchen, das nicht
gerade den Anspruch auf Geschichtsbildung einnimmt, auch wenn sich
die Produzenten im Vorspann scheinheilig höhere Ziele ans Revers
heften, was ausgemachter Bullshit ist: Hier haben wir es mit purem
Zynismus zu tun, der schamlos die niedersten Instinkte bedient. Und
das, liebe Kinder, kann ja durchaus Spaß machen.
Wir sehen die große
B-Film-Ikone Dyanne Thorne (bekannt auch aus Jess Francos GRETA –
HAUS OHNE MÄNNER) als sadistische Lagerkommandantin Ilsa, die die
gesamte Klaviatur politischer Unkorrektheiten rauf und runter spielt:
Lesbensex, Auspeitschungen, Heterosex, Menschenversuche. Kein noch so
geschmackloses Tabu bleibt ungebrochen.
Dyanne Thorne
Da mir nun auch nichts
mehr zu diesem Schund einfällt, lasse ich zum Schluss Kollege Marcel
Stangier von Filmtipps.at zu Worte kommen:
„ [Der Film]
wurde an neun Tagen abgedreht, während der Drehpause einer
Fernsehserie. Und so sieht es auch aus, von einer authentischen
Lageratmosphäre weit entfernt. In der Originalfassung radebrechen
die Soldaten ein "Los" und "Schnell!" und "Jawoll
mein Kommandant", egal ob's passt oder nicht. Ilsa selbst
spricht immer vom "Reik", und es gibt sogar eine Apotheke
"gegenüber dem Anhalter Bahnhof", den man sicher in der
Nähe zum „Losfahren Hafen“ findet. Gelungen ist eigentlich nur
das Werk des Maskenbildners, alles andere konzentriert sich darauf,
das Niveau nicht über Gebühr zu strapazieren. Also, entspannt Euch,
lasst Ilsa mit ihren Riesentitten ein paar sinnlose Experimente
machen, sich unterm Hakenkreuz durchvögeln oder mit dem
Riesenelektrodildo ein paar Vaginas erweitern. Weh tut das alles
sowieso, aber wer den Bogen so überspannt, dass er komplett
over-the-top ist, bei dem ist auch nichts mehr zu retten.“
Film Nummer Zwo ist ein
vergleichsweise kleineres Kaliber zur leichten Entspannung bei
fortgeschrittenem Alkoholmissbrauch. Er stammt aus dem Jahr 2013,
wurde von dem Niederländer Richard Raaphorst inszeniert und zählt
zum Subgenre der „Found Footage“-Filme (zu dem ja auch u.a. THE
BLAIR WITCH PROJECT, [REC] oder CLOVERFIELD gehören).
1945, kurz vor dem
Zusammenbruch des 3. Reichs, wird ein kleiner Stoßtrupp von
russischen Soldaten ins Feindesland geschickt um die verbliebenen
deutschen Stellungen auszuheben. Mit dabei ist ein junger Rekrut mit
Filmkamera. Ein Funkspruch lockt die Spezialeinheit in eine
unheimliche Bunkeranlage, wo sie das volle Programm erwartet: Dr.
Frankenstein und seine Armee von biomechanischen Nazi-Zombies mit
unstillbarem Hunger auf Menschenfleisch!
„Schauspielerisch
kann das internationale Team bis auf Karel Roden nur wenige Akzente
setzen, denn – seien wir ehrlich – die Hauptrolle haben die
Monster, die sogenannten „Zom-Bots“. Hier schoss die Fantasie
richtig ins Kraut: Verkrüppelte Kreaturen mit scharfen Propellern
als Kopf, Drillbohrernasen, Sichel- oder Hammerhänden, sägezahnigen
Kopfpressen, ähnlich wie Baggerschaufeln. Es gibt hier fast nix, was
es nicht gibt. Großes Kino – und alles ohne CGI realisiert.“
--- Film-Maniax.de ---
Die auf dieser Netzpräsenz veröffentlichten Filmbesprechungen haben rein
filmjournalistische Bedeutung. Das verwendete Bildmaterial dient nicht zu Werbezwecken,
sondern ausschließlich zur filmhistorischen Dokumentation.