Unheilige Nacht
am Freitag, den 13.12. um 23 Uhr im Kino Babylon
Vorbemerkung aus aktuellem Anlass
Ja,
alle Jahre wieder… ist es wieder soweit. Gegen Ende dieses Monats
wird ein Fest gefeiert, dessen tiefere Bedeutung den Deutschen
mittlerweile völlig entfallen ist. Weihnachten – was ist das
eigentlich, woher kommt das?
Einige
verwirrte Geister behaupten, es würde die Niederkunft vom Sohn des
Herrn oder so gefeiert… ja, wessen Herrn denn? Herrn Albrechts oder
Herrn Lidls oder Herrn Saturns Sohn? Das
sind zumindest die Herren, denen zu dieser Festivität das meiste
Geld geopfert wird. Weihnachten, steht das vielleicht für das
englische „Why“? – Warum, warum nur macht man die Reichen immer
reicher? Oder heißt es in Wirklichkeit Wein-nachten, weil da so viel
Wein getrunken wird oder weil man so viel weinen muss? – Nun ja,
weinen muss zumindest der deutsche Wald, wenn wieder Millionen von
unschuldigen
Tannenbäumen
brutal abgeholzt und bei lebendigem Leib in engen Standvorrichtungen
verschraubt werden, wo man sie zum Gipfel der Erniedrigung obendrein
mit Lametta und bunten Kugeln behängt, bis sie nach einem oft tage-
oder wochenlangen Martyrium dem Scheiterhaufen übergeben werden.
Weinen müssen sicherlich auch die Milliarden von polnischen
Hafermastgänsen, die in landwirtschaftlichen Vernichtungslagern
gestopft werden, bis sie fett genug sind um den abgemagerten
Deutschen zum Völleschmaus zu gereichen. Ja, und weinen muss gewiss
auch die Hagener Bullerei, wenn sie bei Saufgelagen wie „Blau
unterm Baum“ Tausende von randalierenden Feiertagstrinkern in die
Ausnüchterungszellen auf der Hohenleye sperren darf.
Und
damit ist klar, was an Weihnachten gefeiert wird: Die Leber, die
tagelang in Fett und Alkohol mariniert wird, bis man gar nicht mehr
so viel fressen kann, wie man kotzen muss. In diesem Sinne wünschen
wir unseren Clubmitgliedern eine Rohe Speinacht und viel Spaß mit
unserem unheiligen Filmprogramm im Dezember!
Die satanische Leinwand
Grundsätzlich
unterscheidet der filmgelehrte Sektenbeauftragte drei Sorten von
satanischen Filmen: Zuerst ist da die – vor allen in den 60er und
70er Jahren verbreitetste – Variante des „Besessenen“-Films in
all seinen Spielarten. Der bekannteste Vertreter dieser Gattung
dürfte DER EXORZIST (USA, 1973) von William Friedkin sein, in dessen
Fahrwasser zahlreiche Derivate und Plagiate aus Italien und Spanien
folgten. Titel wie DER EXORZIST UND DIE KINDHEXE („La
Endemoniada“, 1974) vom REITENDE LEICHEN-Schöpfer Amando de
Ossorio, EXORZISMO („Le notti di Satana“, 1974) von Juan Bosch,
VOM SATAN GEZEUGT („Chi sei?“, 1974) oder DAS OMEN DES BÖSEN
(„L’Ossessa“, 1975) versprechen schuldiges Vergnügen, auch
wenn sie in keinem Fall die Qualität des Originals erreichten. Zu
dieser Variante zählt auch der erste unheilige Überraschungsfilm
unserer BALI-Nacht im Dezember – doch dazu später mehr. Selbst die
Deutschen steuerten ihren Beitrag mit Walter Boos` MAGDALENA – VOM
TEUFEL BESESSEN (1974) zum Subgenre bei.
In
dieser Sorte Film wird meistens eine junge Frau oder ein Mädchen
unmittelbar vom Teufel besessen oder geschwängert, worauf sie den
Antichristen und Widersacher zur Welt bringen soll. Berühmteste und
erfolgreichste Vertreter der letzteren Variante sind Roman Polanskis
ROSEMARY’S BABY (1968) und Richard Donners DAS OMEN (1976). Diese
zweite Gruppe von Satansfilmen schließt neben südeuropäischen
Rip-Offs (z.B. Alberto de Martinos INFERNO 2000)
subversive Meisterwerke wie Alex de la Iglesias LA DIA DE LA
BESTIA (1995), aber auch wertlosen Hollywood-Dreck wie END OF DAYS (1999) mit ein.
Die
zweite große Gruppe satanisch thematisierter Filme besteht aus
historisch verorteten Werken, wie dem formidablen dänischen
Stummfilm HÄXAN (1922), Ken Russels meisterlichem THE DEVILS (1971),
den diversen Hexenjäger-Filmen wie Michael Reeves DER HEXENJÄGER
(„Witchfinder General“, 1968) oder Adrian Hovens
HEXEN BIS
AUFS BLUT GEQUÄLT (1970), bis zu den vielen britischen Gruselfilmen aus der
Hammer-Produktionsschmiede, zu denen etwa DIE BRAUT DES TEUFELS („The
Devil rides out“, 1968) von Terence Fisher oder DRACULAS HEXENJAGD
(„Twins of Evil“, 1971) von John Hough gehören.
Die dritte Gruppe setzt sich schließlich aus Filmen zusammen, in denen satanische Kulte oder Hexenzirkel die Rolle von kriminalistischen Organisationen einnehmen, oder in denen herkömmliche Kriminelle okkulte Praktiken als Vorwand zur Triebabfuhr anwenden. Zu dieser letzten Untergruppe zählen die diversen „Charles Manson“-Filme (z.B. HELTER SKELTER – DIE NACHT DER LANGEN MESSER, 1976) oder die typischen „Kultisten treffen auf die heile Welt der Kleinfamilie“-Filme wie STADT DES GRAUENS („Brotherhood of Satan“, 1971), PRIESTER DER DUNKELHEIT („Enter the Devil“, 1972), NACHTS, WENN DIE LEICHEN SCHREIEN („The Devil’s Rain“, 1975) oder VIER IM RASENDEN SARG („Race with the Devil“, 1975), der Roadmovie-Elemente mit Satanisten-Mummenschanz verquickt.
Freilich
gibt es auch noch zahllose bizarre Grenzgänger, die sich nicht
fugenlos in eine dieser drei Kategorien einordnen lassen – etwa den
„Satanisten treffen auf Cheerleader“-Dünnpfiff SATAN’S
CHEERLEADERS (1977), den Satansrocker-Streifen BLUTNACHT DES TEUFELS
(„Werewolves on Wheels“, 1971), die diversen Heavy
Metal-Teufelsanbeter-Flicks wie RAGMAN („Trick or Treat“, 1986),
den herrlich schrägen und atmosphärische LISA UND DER TEUFEL („Lisa
e il diavolo“, 1972) von
Mario Bava, in dem Telly Savalas (!)
den Gehörnten spielt, die „heidnische Version“ THE WICKER MAN (1972) oder die surrealen Höllenphantasien
eines Clive Barker (HELLRAISER 1 & 2, 1987-88). Stellvertretend
für etliche weitere Beispiele…
Wer
der englischen Sprache mächtig ist und sich unheilig weiterbilden
will, dem empfehlen wir zur fortführenden Lektüre das vorzügliche
Buch THE SATANIC SCREEN
von Nicolas Schreck.
Der Teufel fährt ins Bahnhofskino: BALI-Nacht im Dezember
Unser
erster satanischer Überraschungsfilm im Dezember ist ein Vertreter
der „Besessenen“-Kategorie, die im Nachklapp zu Friedkins DER
EXORZIST flugs in Italien heruntergekurbelt wurden, und fraglos ist
er das gelungenste und unterhaltsamste Exemplar seiner Gattung.
Inszeniert wurde er im Jahr 1974 von dem fleißigen Filmhandwerker
Alberto de Martino. Carla Gravina brilliert in der Rolle der
Ippolita, einer jungen Frau, die seit ihrem 12. Jahr wegen eines
Autounfalls, den ihr Vater (Mel Ferrer) verursachte, im Rollstuhl
sitzt und einen dankbaren Wirtskörper für den Leibhaftigen abgibt.
Weitere gern gesehene Gesichter des (Italo-)Kinos der 70er sind
Arthur Kennedy (als Exorzist), Anita Strindberg und Alida Valli.
Auch
in unserem zweiten Beitrag, Anno 2012 frisch aus der Feuertaufe
gehoben, wird eine junge Dame (Sheri Moon) zur „Frau Hölle“,
wenn auch auf ganz andere Weise. Regie bei diesem bildgewaltigen
Fiebertraum, der wie geschaffen für die Kinoleinwand ist, führte
Rob Zombie, der uns bereits in der
Texas Terror-Nacht
und der Slasher-Nacht
beehrte.
Wir
bitten um zahlreiches Erscheinen und angemessene Abendgarderobe!
(Schwarze oder blutrote Kutten oder nackt.)
Ave Satanas!
Die auf dieser Netzpräsenz veröffentlichten Filmbesprechungen haben rein
filmjournalistische Bedeutung. Das verwendete Bildmaterial dient nicht zu Werbezwecken,
sondern ausschließlich zur filmhistorischen Dokumentation.