Karateklopper-Nacht
am Freitag, den 12.07. um 23 Uhr im Kino Babylon
Baby,
es gibt Reis! Reis mit einer Tracht Prügel, mit Haue und Kloppe,
dass die Chopsticks nur so krachen. Hammerharte Handkanten zerkrümeln
Knorpel und Knochen, fünf Finger des Todes wühlen beherzt im
Gekröse. Tollkühne Männer in flatternden Pluderhosen fliegen durch
die Vororte von Hongkong und Tokio und verhackstücken schlitzäugige
Spitzbuben zu Nasi-, Augi- und Kauleisti-Goreng. Peking-Ende hoch
zehn!
Da
wir vom Filmclub BALI uns aber als Beauftragte in Sachen
Gleichberechtigung und Emanzipation ansehen, steht im Mittelpunkt des
ersten Überraschungsfilms unserer Juli-Nacht – eine Frau! Im
angelsächsischen Sprachraum unter dem Titel SISTER STREET FIGHTER
geläufig, führt der Streifen die beliebte Reihe um den
professionellen Knochenbrecher Terry Tsuguri, verkörpert vom großen
Sonny Chiba,
in neue Dimensionen. Nach den wegweisenden Chiba-Schlachtfesten
DER WILDESTE VON ALLEN (aka. „The Street Fighter“, 1974), DER
UNERBITTLICHE VOLLSTRECKER (aka. „Return of the Street Fighter“,
1974) und STREET FIGHTER’S LAST REVENGE (1975, leider nicht in
Deutschland erschienen), übernahm die japanische Karate-Meisterin
Etsuko Shiomi die Rolle der Radauschwester. In den deutschen Kinos
lief leider nur der erste (und beste!) Teil der Serie, die zeitgleich
mit den STREET FIGHTER-Filmen entstand und mit drei Fortsetzungen
auftrumpfte: SISTER STREET FIGHTER: HANGING BY A THREAD (1974),
RETURN OF SISTER STREET FIGHTER (1975) und SISTER STREET FIGHTER:
FIFTH LEVEL FIST (1976).
Der erste Teil der schädelspaltenden Saga gilt nicht nur als einer der
rasantesten und blutigsten Martial Arts-Filme seiner Ära, er
besticht auch durch herrlich schmierige 70er Jahre-Atmo, funkige
Musik und eine Synchronisation Rainer Brandt’scher Prägung, nach
deren „Genuss“ man erstmal lange duschen möchte…
Als
ihr Bruder, ein Undercover-Polizist im Drogenmilieu, in Hongkong
vermisst wird, ist es an der hübschen Koryu Lee (Etsuko Shiomi),
sein Verschwinden zu klären. Die ausgebildete Kampfsportlerin begibt
sich in die Großstadt, um für die örtliche Polizei ebenfalls im
Untergrund zu ermitteln. Hilfe bekommt sie von ihrem Freund, dem
knallharten Karate-Meister Kawasaka (Sonny Chiba). Gemeinsam nehmen
die beiden den Kampf mit dem Drogensyndikat auf, das eine Armee
brutalster Totschläger in den Kampf schickt…
Brachiale
Kampfkunst für Hartgesottene, bei der kein Knochen heil bleibt! Nie
gesehene Aufnahmen todbringender Exzesse! (Anolis-Klappentext)
So,
und wer dachte, wir hätten damit den Bodensatz der Wan Tan-Suppe
bereits ausgelotet, wird nun flugs eines Besseren belehrt. Unser
zweiter filmischer Gnadenhammer entstand auf dem Höhepunkt der New
Wave Of Hongkong Cinema zu Beginn der 90er Jahre und ist der
wahrscheinlich blutrünstigste, kränkste und abgefuckteste Martial
Arts-Film aller Zeiten. Realisiert mit dem Budget von einer Schale
Reis und mit viel Verve in Szene gesetzt von Nam Nai-Choi (u.a.
verantwortlich für THE SEVENTH CURSE und EROTIC GHOST STORY), ist
der Streifen die Realverfilmung eines hyper-durchgedrehten Mangas von
Saruwatari Tetsuya, bei dem mehr sinnloses Gesplättere und durch die
Gegend fliegende Kutteln zum Einsatz kommen, als bei Peter Jacksons
BRAIN DEAD. Ein mit rührendem Bierernst inszeniertes Trash-Delirium
von höheren Weihen, dessen matschige Latexeffekte für wenig
Begeisterung bei der hiesigen Staatsanwaltschaft sorgten. Wär so
etwas ernst nimmt, dem ist allerdings nicht mehr zu helfen.
Die
„Handlung“ passt auf einen der Zettelchen, die man in Glückskekse
einbäckt: Im 21. Jahrhundert sind angesichts der weltweiten
Überschuldung alle staatlichen Gefängnisse privatisiert, und es
regiert das Gesetz des Grausameren. Der mit übermenschlichen Kräften
ausgestattete Karatekämpfer Ricky (Siu-Wong Fan) wird in ein
Kittchen eingebuchtet, in dem Chaos und Anarchie Hof halten – und
umgehend legt er sich mit sämtlichen schlechtgelaunten Knastbrüdern,
dem Oberaufseher und dem Gefängnisdirektor an…
„Es gibt Filme, die muss man gesehen haben um sie zu glauben. Dieser
gehört in seiner gnadenlos überzogenen Gewaltorgie, der
schauspielerischen Übertreibung und den herrlich billigen Dekors
einfach dazu. Ein unvergesslicher Klassiker des schlechten
Geschmacks.“ (Handle Me Down)
Die auf dieser Netzpräsenz veröffentlichten Filmbesprechungen haben rein
filmjournalistische Bedeutung. Das verwendete Bildmaterial dient nicht zu Werbezwecken,
sondern ausschließlich zur filmhistorischen Dokumentation.