Fleischeslust-Nacht
am Freitag, den 18.01. um 23 Uhr im Kino Babylon
Wenn
Sie dies hier lesen, hat die Apokalypse 2012 offensichtlich doch
nicht stattgefunden. Auch Anno 2013 wird es eine Welt, eine
Menschheit und einen Filmclub BALI geben. Dafür wird es bei uns aber
im Januar eklig und schleimig. Nein, keine gallertartigen
Tentakelmonster kriechen aus der Kanalisation, um die Erde zu
terrorisieren. Auch keine Ghoule oder Riesennacktschnecken. Wobei,
mit „nackt“ liegen Sie schon ganz richtig…
Jawohl,
im Januar geht es um die angeblich schönste (Neben-)Sache der Welt:
verschwitzte, kopulierende Leiber, die sich schmatzend aneinander
reiben und Körpersäfte austauschen! SEX! – Was ein Gros der
Menschheit daran so toll findet, ist uns ja schleierhaft. Das ist
doch anstrengend, unhygienisch und riecht komisch! Was das alles mit
Liebe zu tun hat, kapieren wir ebenfalls nicht. Schließlich kann man
auch seine Modelleisenbahn liebhaben, ohne sie gleich begatten zu
wollen. Und wie viel Mord & Totschlag hat es schon in der Welt
gegeben wegen der öden Fickerei.
Daher
sind wir, die Hüter von Anstand und Sitte vom Filmclub BALI,
angetreten, um vor den Gefahren des Geschlechtsverkehrs zu warnen.
Alle Abarten dieser Welt führen wir Ihnen vor Augen, damit Sie nicht
vom Pfad der Tugend abweichen und sich zur Fleischeslust hinreißen
lassen. Der Teufel hat den Schnaps gemacht, um uns zu verderben –
aber vorher schuf er die Libido!
Seit
die Bilder laufen lernten, fühlte der Mensch sich dazu berufen, das
Kameraobjektiv zwischen die Laken zu stecken und den Beischlaf
abzulichten. Die Geschichte des Sexploitation-Films
ist so alt wie die Geschichte des Zelluloids. Es wäre müßig und
eine Sisyphos-Arbeit, wollte man anfangen, die Historie des
Schmuddelkinos zu durchwälzen. Die Anfänge liegen bei
Vaudeville-Shows und fahrenden Burlesque-Theatern, bei denen bereits
Striptease-Shows und schlüpfrige Darbietungen auf der Bühne
veranstaltet wurden, bis die Live-Darbietungen schließlich von
Laterna Magica- und Stummfilm-Vorstellungen abgelöst wurden.
Als
Warnung darf man auch unseren ersten Filmbeitrag dieser Nacht werten:
Im Jahr 1979 von Bruno Mattei hergestellt, zählt das unfassbar
schmierige Machwerk zur Gattung der Pseudo-Dokumentationen, die sich
in eine Reihe mit den sogenannten „Mondo“-Filmen stellt.
Diese
Filmreihe, die in den 60er und 70er Jahren eine gewisse Popularität
in den Bahnhofskinos erreichte, wurde 1962 von Gualtiero Jacopetti
und Franco Prosperi mit MONDO
CANE initiiert, worauf eine ganze Welle von ähnlich gelagerten Filmen
nachfolgte. In den Mondo-Filmen wird im Stil einer dokumentarischen
Reise rund um die Welt versucht, den Menschen als ein Lebewesen
darzustellen, das allein aus Grausamkeit handelt.
Bruno Mattei
hingegen, einer der ganz großen Dilettanten des italienischen
Kinos (und immerhin verantwortlich DIE HÖLLE DER LEBENDEN TOTEN, der
schlechteste aber auch unterhaltsamste Zombiefilm aller Zeiten!), hat
es sich mit seinem Beitrag zur Aufgabe gemacht, die mannigfaltigen
Abarten der Sexualität zu „dokumentieren“. Auch einige weitere
Titel aus Matteis Gesamtwerk wollen wir Ihnen nicht vorenthalten, um
Ihnen das Mäulchen wässrig zu machen: EMANUELLE – SINNLICHKEIT
HAT TAUSEND NAMEN (1977), PRIVATE HOUSE OF THE SS-GIRLS (1978), ALLE
PERVERSIONEN DIESER WELT (1978), DAS SÜSSE LEBEN DER NONNE VON MONZA
(1981) oder NERO UND DIE HUREN DES RÖMISCHEN REICHES (1882) bringen
Säfte zum Fließen und Hosen zum Platzen!
Ein profundes Manifest der Geschmacklosigkeit!
[Der Film] klaut sich selbst in diversen Mondo-Filmen zusammen, gefällt
sich in all seiner lächerlich pseudowissenschaftlichen
Ernsthaftigkeit, die nicht mal 1976 auch nur ein Zuschauer für voll
genommen haben kann, und bombardiert das hilflose Publikum mit
sexuellen Perversionen, die von harmlos-albern bis Brechreiz
erzeugend widerlich reichen.“
- Foster Wild -
Unsere
zweite Reise in die glitschigen Abgründe der Lustbarkeit ist eine
knallbunte Science Fiction/Sexfilm-Mixtur aus dem Jahr 1974, in Szene
gesetzt von Howard Ziehm & Michael Benveniste. Angelehnt an die
Abenteuer des beliebten Comic- und TV-Helden „Flash Gordon“,
erzählt die spritzige Superhelden-Parodie von einem potenten Recken,
der mit seiner selbst konstruierten Pimmel-Rakete zum Planeten Porno
reist, weil von dort aus verderbende Sex-Strahlen die Erde in ein
wollüstiges Kopulier-Chaos zu stürzen drohen.
Liebevoll
gestaltete Pappmaché-Kulissen, triebgeile Gummimonster,
fantasievolle Kostüme, unterirdische Schauspieler und platter
Pubertär-Humor sorgen für feucht-fröhliche Stimmung, fordern
jedoch auch eine Menge Toleranz vom unvorbereiteten Zuschauer…
Ein herrlich sleaziges Teil, das selbst 36 Jahre nach Entstehung nichts
von seinem provokativen Charme verloren hat und daher auch in die
Sammlung eines jeden aufgeschlossenen Sci-Fi-Fans gehört. [Der Film]
rockt ohne Ende und ist eine absolute Unisex-Partygranate für die
speziellen Momente des Lebens. Aus Trashologen-Sicht kann es nur die
volle Punktzahl geben, aber selbst Mainstream-Zuschauer werden sich
dem naiven Charme, den sexuellen Unterton und den liebevollen
Effekten kaum entziehen können. Hammer(geil)!“
-Jochen Kulmer -
In diesem Sinne: "Gleich platzt Ihnen die Hose, meine Herren!"
(Die Sklavinnen von Jess Franco)
Wichtiger Hinweis in eigener Sache!
An alle besorgten Eltern, Moralprediger und fundamentalistischen Fanatiker: Zu Ihrem Unglück zeigen wir an diesem Abend keine Hardcore-Pornos! Wenn Sie sich aufregen oder etwas in Brand setzen wollen, müssen Sie sich anderswo umschauen!
An alle besorgten Eltern, Moralprediger und fundamentalistischen Fanatiker: Zu Ihrem Unglück zeigen wir an diesem Abend keine Hardcore-Pornos! Wenn Sie sich aufregen oder etwas in Brand setzen wollen, müssen Sie sich anderswo umschauen!
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filmjournalistische Bedeutung. Das verwendete Bildmaterial dient nicht zu Werbezwecken,
sondern ausschließlich zur filmhistorischen Dokumentation.