Filmclub Bali
   
 
Mediterraner Madenfrass
Plakat

3.Zombie-Nacht

am Freitag, den 15.06. um 23 Uhr im Kino Babylon der Pelmke

Wenn in der Hölle kein Platz mehr ist, kommen die Toten auf die Erde zurück.“ – Frei nach diesem Motto lässt der Filmclub BALI nunmehr schon zum dritten Mal das Gnadenglöcklein bimmeln.
Verwesende Wiedergänger mit gesundem Appetit auf Menschenfleisch erfreuen sich ungebremster Popularität bei Klein und Groß. Lehrreiches zum Genre des Untoten-Films können Sie auf den Archivseiten unserer ersten und zweiten Zombienacht nachlesen – darum verschwenden wir keinen Zeilenplatz, sondern springen frohen Mutes mit beiden Füßen voran in frische Friedhofserde! Und dieses Mal bleiben wir in mediterranen Gefilden – die Reise mit dem Leichenwagen führt nach Italien und Frankreich…

Das erste Zelluloidmachwerk unseres Juni-Doppelprogramms ist ein legendärer Vertreter seiner Zunft, der in den frühen achtziger Jahren mitverantwortlich war für die hitzige (und mit einem gerüttelten Maß an Hysterie) geführte Debatte über „Gewalt-Videos“. In den miefigen Büros von deutschen Zensurinstanzen wie der BPS (Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften) rotteten sich zauselige Sozialpädagogen und frigide Kindergärtnerinnen zusammen, um die unbedarfte Jugend vor den verderblichen Gefahren horribler Filme zu schützen. In Waldorfschulen wurden tribunalartige Elternabende einberufen, wo zutiefst betroffenen Erziehungsberechtigten ein erschütternder Einblick in die verrohten Sehgewohnheiten ihrer Nachkommenschaft gewährt wurde. Selbsternannte Schützer von Moral und Anstand stürmten Videotheken und kassierten „Schundvideos“ ein, die Staatsanwaltschaft trat eine Lawine von Indizierungen und Beschlagnahmungen los, allesamt unter dem Banner des berüchtigten Paragraphen § 131. In manchen Städten wurden auf öffentlichen Marktplätzen regelrechte Schauprozesse abgehalten, während derer man ganze LKW-Ladungen der verrufenen Kassetten mit der Dampfwalze plättete. Den traurigen Höhepunkt fand dieser kleinbürgerliche Amoklauf gegen missverstandene Unterhaltungsware in der (unfreiwillig sehr komischen!) ZDF-Dokumentation „Mama, Papa, Zombie“, die sich auf die Fahnen geschrieben hatte, auch die ahnungslosen Zuschauer im Pantoffelkino über die grausige Bedrohung aufzuklären. Durch die mediale Hetze wurde der Film einer breiteren Öffentlichkeit bekannt, so dass einige Jahre später die Beschlagnahme durch das Amtsgericht München folgte.
„Zombie“ war das Modewort der Stunde. Zombies (gemeinsam mit ihren Vettern, den Kannibalen) waren an allem Schuld. Und jetzt, nach nunmehr 30 Jahren, müssen wir es einsehen: Hätte es keine Zombiefilme gegeben, würden wir heute in einer friedlichen Welt leben, wo wir alle gemeinsam über Blütenwiesen tanzen und „Kumbaya my Lord“ singen würden…
Dieser besonders ‚schlimme‘ Film, von dem hier die Rede ist, wurde im Jahr 1980 vom italienischen ‚Godfather of Gore‘ Lucio Fulci inszeniert. Er führt uns in das verfluchte Dörfchen Dunwich, in dem sich allerlei Unerquickliches ereignet – brave Bürger werden zu Bohrmaschinen-Killer, es regnet Würmer, die Toten stehen auf…
Der Katholische Filmdienst schrieb damals: „Abstruser Horrorfilm; ein Produkt, das der bewährten Mischung aus Vampirfilmen und ‚Exorzist‘ folgt, um das Auferstehen vermoderter Leichen mit Sadismen und üblichen Horroreffekten zu verstärken. - Wir raten ab.
Für uns heißt das: Prädikat – besonders wertvoll!
Geisterstadt der Zombies
Es wäre jedoch ungerecht, den fleißigen Fulci auf seine Eingeweidemampfer-Filme zu reduzieren – er war in beinahe jedem Genre tätig, und einige der gelungensten Italowestern (DJANGO – SEIN GESANGBUCH WAR DER COLT), Gialli (SCHIZOID oder NACKT ÜBER LEICHEN) und Gangsterfilme (SYNDIKAT DES GRAUENS) gehen auf sein Konto. Nebenher schuf er beachtliche Werke im Fundus des Barbarenfilms (CONQUEST), des Endzeitfilms (DIE SCHLACHT DER CENTURIONS) oder des Slasherfilms (DER NEW YORK RIPPER).
Berühmtheit (und Ächtung) erlangte er aber vor allem Anfang der 80er durch seine Zombie-Epen. Den Anfang machte WOODOO – DIE SCHRECKENSINSEL DER ZOMBIES (1979), der bereits bei unserer Insel-Nacht eine Wiederauferstehung erlebte. 1981 folgten DAS HAUS AN DER FRIEDHOFSMAUER (der zumindest einen Zombie im Keller beherbergt) und sein Meisterwerk DIE GEISTERSTADT DER ZOMBIES. 1988 kehrte er mit dem unglaublich miserablen ZOMBI 3 zu seinen untoten Wurzeln zurück, in Co-Regie mit Bruno Mattei (DIE HÖLLE DER LEBENDEN TOTEN). Der Film ist ein unwürdiger Abgesang, an dem nicht einmal hartgesottene Fans ein gutes Härchen lassen konnten.
Zombie3
Nach einer Pause, wo der Gaumen des geneigten Zuschauers mit Köstlichkeiten aus dem Mittelmeerraum verwöhnt wird, geht es weiter mit einem Filmbeitrag aus Frankreich.
Diese ruppige Mischung aus Zombie- und Hard Boiled-Gangsterfilm wurde 2009 von Yannick Dahan und Benjamin Rocher in Szene gesetzt und steht in der Tradition der neuen französischen Welle harter Horrorthriller, wie HIGH TENSION, INSIDE oder MARTYRS. Anregungen holten sich die Regisseure bei 1980er Actionfilmen, insbesondere bei CONAN, DER BARBAR, der den Showdown zwischen einem der Protagonisten und der titelgebenden Zombiehorde inspirierte.
Der deutschen Filmkritik missfiel dies: „Nur Splatterfilm-Liebhaber könnten von Yannick Dahans und Benjamin Rochers weitgehend sinnfreier und ideologisch fragwürdiger Schlachtplatte angesprochen werden.
Für uns heißt das: Bon Appetit!
Der Film erschien in Deutschland lediglich in einer stark zensierten Version – wir zeigen natürlich die ungekürzte Fassung!
Zombies





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