Troma-Nacht
am Freitag, den 11.02. um 23 Uhr im Kino Babylon der Pelmke
Wenn in den 80ern ein
junger Mensch zum Psychiater seines Vertrauens ging und dort die
Diagnose erhielt: „Mein Junge, Sie sind schwer tromatisiert!“, so
handelte es sich mitnichten um einen Sprachfehler des Arztes. Er
wollte damit zum Ausdruck bringen, daß der Patient offensichtlich zu
viele Filme der Produktionsfirma TROMA gesehen hatte und sich somit
zum geistigen Wrack gemacht hatte.
Mitten im berüchtigten
New Yorker Hell´s Kitchen District gründeten Lloyd Kaufman und
Michael Herz im Jahr 1974 die Independent-Filmproduktionsfirma TROMA
ENTERTAINMENT und spezialisierten sich zunächst auf preisgünstig
heruntergekurbelte Sex-Klamotten. Diese Marktstrategie änderte sich
erst, als TROMA 1976 die Vermarktung des Underground-Splattermovies
BLOODSUCKING FREAKS in die Hände nahm. Die Kritik reagierte auf den
Film hysterisch und verdammte ihn als sadistisches,
gewaltverherrlichendes und frauenfeindliches Machwerk. Den
(zugegebenermaßen pechschwarzen und nicht unbedingt
geschmacksicheren) Humor und die latente Gesellschaftskritik wollte
niemand wahrnehmen. Die geschäftstüchtigen Jungs von TROMA jedoch
witterten Morgenluft. Künftig würde man sich auf Filme
konzentrieren, „die meist eine möglichst grafische Darstellung von
Gewalt, verbunden mit Horror-Elementen und derbem Humor zum Thema
haben“ (Wikipedia) – sprich: Sex, Gewalt & Gute Laune!
Einer ihrer ersten
Streiche war die bösartige Backwood-Slasher-Comedy MOTHER’S DAY
(„Muttertag“, 1980) von Lloyd Kaufmans Bruder Charles, ein
Film, der in Deutschland gründlich missverstanden wurde und wegen
„Gewaltpornographie“ von der Staatsanwaltschaft beschlagnahmt
wurde. In den 80ern wurde er gemeinsam mit den ebenfalls verbotenen
MANIAC (1980) und TANZ DER TEUFEL (1981) als das Paradebeispiel für
jugendschädigende „Gewaltvideos“ herangezogen.
Es folgten etliche
abgründige Perlen des Trashfilms, wie etwa die
Killer-Nikolaus-Komödie CHRISTMAS EVIL („Teuflische Weihnacht,
1980), der Horrorhippie-Müll IGOR AND THE LUNATICS („Blutbad der
Bestien“, 1985), die kranke Screwball-Persiflage CLASS OF NUKE `EM
HIGH (1986), die Vietnam-Aufarbeitung COMBAT SHOCK (1986), die
Surfer-Apokalypse SURF NAZIS MUST DIE (1986), der Splatter-Schrott
REDNECK ZOMBIES (1987) oder die Bad Taste-Romanze TROMEO & JULIA
(1996), wo Lemmy von Motörhead als Erzähler auftritt.
Unter anderem wurde von
TROMA aber auch Dario Argentos STENDHAL SYNDROME (1996) oder der
schwarzhumorige Musicalfilm CANNIBAL! THE MUSICAL (1999) vertrieben,
den die Schöpfer der Serien SOUTH PARK und TEAM AMERICA, Trey Parker
und Matt Stone, während ihres Studiums an der University of Colorado
schrieben und drehten. Das hauseigene DVD-Label hat sich darüber
hinaus zur Aufgabe gemacht, unterschlagene und unbekannte
Trash-Granaten aus aller Welt (wieder-) zu veröffentlichen.
2006 kehrte Lloyd
Kaufman auf den Regie-Thron von Tromaville zurück und drehte das
geniale Zombiehühner-Fast Food Satire-Musical POULTRYGEIST – NIGHT
OF THE CHICKEN DEAD, sein Magnus Opus, in dem alle bewährten
Troma-Zutaten zu einem besonders leckeren Eintopf verrührt werden.
Durchgeknallt, gory,
cheesy, satirisch und unbeschreiblich! TROMA bestätigt mit jeder
Faser das berühmte Zitat von Pablo Picasso: „Der größte Feind
jeglicher Kreativität ist der gute Geschmack!“
Über die beiden
Tromata, mit denen der Filmclub Bali seine bemitleidenswerten Gäste
im Februar konfrontiert, sollte man im Vorfeld so wenig wie möglich
wissen. Nur durch kompromisslose Schocktherapie kann das volle
Duftaroma sich entfalten und unverfälschter Genuss die Sinne
kitzeln. Die Filme stammen aus den Jahren 1984 und 1988, bei beiden
Meisterwerken führten die TROMA-Väter Lloyd Kaufman und Michel Herz
Regie. Besuchen Sie mit uns den „Health Club“ von Tromaville, wo
ein ganz besonderer Superheld den Boden wischt; überleben Sie mit
uns einen Flugzeugabsturz auf einer einsamen Insel, wo sie die
Pottsau rauslassen können!
Review zum ersten Film von Oliver Nöding auf Remember It For Later:
http://funkhundd.wordpress.com/2010/...
http://funkhundd.wordpress.com/2010/...
Review zum zweiten Film von Oliver Nöding auf Remember It For Later:
http://funkhundd.wordpress.com/2010/...
http://funkhundd.wordpress.com/2010/...
Die auf dieser Netzpräsenz veröffentlichten Filmbesprechungen haben rein
filmjournalistische Bedeutung. Das verwendete Bildmaterial dient nicht zu Werbezwecken,
sondern ausschließlich zur filmhistorischen Dokumentation.