Nazi Trash-Nacht
am Freitag, den 11.12. um 23 Uhr im Kino Babylon der Pelmke
Darf man über Hitler und das 3.Reich lachen? Darf man Filme drehen (und
sie sich mit Genuss und Augenzwinkern anschauen!), die eben keinen
ernsthaften, politisch korrekten oder moralisch unbedenklichen
Standpunkt zur Nazi-Thematik einnehmen?
Man darf nicht, man muss! Über Nazis zu lachen ist vielleicht die
wirksamste Waffe gegen (Neo-)Nazis.
Diese Diskussion ist mehr als 30 Jahre alt - spätestens seit Mel
Brooks Musical "Frühling für Hitler" wird sie
geführt.
Der B-Film und speziell das Exploitation-Kino hatte stets weniger
Berührungsängste mit dem Tabu-Thema. Bereits 1964 erblickte
das Subgenre Naziploitation mit THE FLESH EATERS das Licht des
Kinosaals, wo ein verrückter Naziwissenschaftler schwarze,
fleischhungrige See-Algen-Monster, die ihre Opfer von innen
auffressen, auf die Menschheit loslässt.
Die ersten Nazi-Zombies tauchten (oder tauten) in THE FROZEN DEAD vom 1966 auf.
In dem unfassbar schlechten FLESH FEAST (1970) hat Adolf Hitler das
Kriegsende überlebt und züchtet menschenfressende Würmer.
In den späten 70er Jahren feierte das Exploitation-Kino mehr
oder weniger berechtigte Erfolge mit einschlägigen Streifen wie
dem skandalträchtigen (aber miserablen) ILSA — SHE-WOLF OF THE
SS (1975) oder dem eher harmlosen Nazi-Zombie Film SHOCK WAVES
(1977), bei dem Peter Cushing mitwirkte. Auch in dem dümmlichen
OASIS OF THE ZOMBIES (1981) von Jess Franco, durften die Untoten in
Wehrmachtsuniformen herumtorkeln. Keinen Deut besser ist der Beitrag
von Jean Rollin (der immerhin einige echte Genre-Perlen fabriziert
hat) zum Thema: Bei der Schlaftablette SUMPF DER LEBENDEN TOTEN
(1980) hört alles auf.
Beliebt waren in den 70ern auch sleazige Mixturen aus Sexplotation und
Nazi-Trash, wie etwa SALON KITTY (1979) von Tinto Brass oder PRIVATE
HOUSE OF THE SS-GIRLS (1976), den Bruno Mattei verbrochen hat, der
uns ja schon mit dem unsäglichen DIE HÖLLE DER LEBENDEN
TOTEN belustigte.
Eines der krudesten Beispiele des Sub-Genres ist aber wohl Lee Frosts BLACK
GESTAPO (1975), der hier Blaxploitation mit Naziploitation
zusammenwirft, eine Mischung, wie sie grotesker nicht sein könnte
— die Brothas und Sistas der "Black Panther"-Bewegung sorgen in
SS-ähnlichen Uniformen für Zucht und Ordnung in der Bronx.
Einheimische Versuche, das Naziploitation-Genre zu persiflieren gab es natürlich
auch schon. Bei Christoph Schlingensiefs 100 JAHRE HITLER — DIE
LETZTEN STUNDEN IM FÜHRERBUNKER (1989) entzweien sich wie
gewohnt die Meinungen — immerhin ist der Film ein durchaus
gelungenes, fäkal-humoristisches Kammerspiel voller Chaos und
herrlich absurden Ideen. Nicht zuletzt auch deshalb, weil wir Udo
Kier als Hitler erleben dürfen!
Als weniger gelungen muss man den Münchner Studentenfilm DER GOLDENE
NAZIVAMPIR VON ABSAM bezeichnen, der zwar bemüht ist, bei
seinen Trash-Vorbildern abzukupfern, aber komödiantisches Gespür
vermissen lässt.
Filme wie "Der Untergang" oder die verkrampften TV-Arbeiten eines Guido
Knopp führen letztlich nur zur ehrfurchtsvollen Mystifizierung
der Nazis — zur "Hitlerei", wie Dietrich Kuhlbrodt es nennt.
Indem sie von den Nazis zu Propagandazwecken hergestellte Aufnahmen
als objektives Dokumentarmaterial verwenden, liefern sie den Neonazis
letzten Endes Stoffsammlungen, die sie für ihre eigenen Zwecke
missbrauchen. Nur durch systematisches Lächerlichmachen lässt
sich der "Dämon Hitler" von seinem pseudo-mystischen Sockel
stürzen.
Spätestens seit Dani Levys "Mein Führer" mit Helge Schneider oder
"Adolf" von Walter Moers traut man sich nun auch in Deutschland
über Hitler & Konsorten zu lachen. Und das ist gut so.
Der Filmclub BALI präsentiert Ihnen in der
Dezember-Doppelvorstellung zwei nagelneue Vertreter des Nazi-Trash
Films, beide produziert im Jahr 2009 — also brandaktuell!
Der erste stammt von dem berühmt-berüchtigten Berliner Filmemacher
Jörg Buttgereit, der mit Werken wie NEKROMANTIK (1987) und
SCHRAMM (1993) zahlreiche Fans fand und sich in letzter Zeit
vorwiegend mit der Produktion genialer Hörspiele einen Namen
machte (z.B. "Frankenstein in Hiroshima" oder "Captain Berlin
vs. Dracula"). Außerdem verfasste er das hervorragende Buch
"Japan — die Monsterinsel", das jetzt schon ein Standardwerk
zum Kaiju Eiga, dem japanischen Monsterfilm, darstellt.
— Skandal! Hitlers Gehirn wurde nach dessen Tod 1945 aus dem Körper
entfernt und von der teuflisch-genialen Nazi-Wissenschaftlerin Dr.
Ilse von Blitzen konserviert. Nun, im Jahr 1973, soll ein neuer
Wirtskörper für des Führers Grütze gefunden
werden. Helfen soll dabei niemand geringeres als Graf Dracula —
aber der ist dummerweise Sozialist und hat ein Problem mit den
Braunen! Da kann nur ein echter deutscher Superheld helfen...
Sie sehen eine Verfilmung des gleichnamigen Theaterstücks, das Ende
letzten Jahres im Berliner Hebbel-Theater uraufgeführt wurde.
Review von Dr. Acula auf badmovies.de
http://wiki.badmovies.de/index.php/Captain_Berlin_versus_Hitler
http://wiki.badmovies.de/index.php/Captain_Berlin_versus_Hitler
Der zweite Beitrag kommt aus Norwegen und wurde ebenfalls im Jahr 2009
inszeniert. Schon jetzt gilt er als absoluter Geheimtipp unter
Splatter-Freaks und sorgte auf verschiedenen Filmfestivals weltweit
für Begeisterungsstürme.
Eine Gruppe Medizinstudenten will ein lauschiges und sportives Wochenende
in einer verschneiten Skihütte in den Bergen verbringen. Leider
haben sie die Rechnung ohne eine Horde tiefgefrorener Zombies in
SS-Uniformen gemacht, denen es nach frischem Blut und Menschenfleisch
gelüstet. Zum Glück sind die angemessenen Werkzeuge wie Axt
und Kettensäge schnell zur Hand. Mehr soll hier noch nicht
verraten werden...
"Wenn
fast ein ganzes Volk schlafwandelnd hinter einem irrsinnigen
Schlächter herwankt, sich menschenverachtendes Gedankengut einem
Virus gleich ausbreitet und die teuflische Maschinerie sich wie
besessen am Niedergang ihrer Opfer labt — dann sind entweder Nazis
oder Zombies am Werk. Oder beides zugleich."
--- Jan Hamm auf www.filmstarts.de
--- Jan Hamm auf www.filmstarts.de
Review von Jogiwan auf project-equinox.de
http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=5814
http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=5814
Die auf dieser Netzpräsenz veröffentlichten Filmbesprechungen haben rein
filmjournalistische Bedeutung. Das verwendete Bildmaterial dient nicht zu Werbezwecken,
sondern ausschließlich zur filmhistorischen Dokumentation.