Filmclub Bali
   
 
Grabräuber vom verbotenen Planeten
Plakat

50er-Jahre Science Fiction-Nacht

am Freitag, den 15.02. um 23 Uhr im Kino Babylon der Pelmke

50er Jahre — Paranoia! oder Der Außerirdische als kommunistische Bedrohung

Mit dem Beginn des Kalten Krieges etablierte sich in den USA ein neues Feindbild: der Kommunismus in Gestalt der roten Bedrohung durch die Sowjetunion. Daraus erwuchs eine landesweite Paranoia, die in einer Hetzjagd gipfelte, welche besonders Kunst-, Kultur, und vor allem Filmschaffende betraf.
Unter dem Vorsitz des reaktionären Senator McCarthy wurde ein Ausschuss ins Leben gerufen, vor dem sich unbescholtene Bürger zu ihren angeblichen Kontakten zu kommunistischen Organisationen äußern mussten. Zahlreiche Künstler erhielten Berufsverbot, Schauspieler wie Charlie Chaplin oder Lionel Stander verließen die USA, während andere (z.B. Humphrey Bogart und Lauren Bacall) sich verbissen gegen die totalitären Methoden zur Wehr setzten.
Da vor allem Hollywood im Fadenkreuz dieser Erzkonservativen stand, versuchten viele Produktionsgesellschaften den opportunistischen Weg der Anpassung zu gehen, indem sie Filme drehten, die exakt diese Ideologie widerspiegelten. Kein Genre war hierfür perfekter geeignet als das des Science Fiction Films.
In einen Film wie KRIEG DER WELTEN (1953) konnte der einfache Kinozuschauer ohne intellektuelle Anstrengung eine Metapher der kommunistischen Bedrohung hineinlesen. Die außerirdischen Invasoren symbolisieren die "rote Pest", während das Ziel des Angriffs, die Erde, für das freie (konservative) Amerika steht.
Als Prototyp des reaktionären SF-Films gilt DAS DING AUS EINER ANDEREN WELT (1951) von Howard Hawks. Forscher bergen ein Ufo aus dem Eis der Antarktis, treffen auf ein Monster und werden im Verlauf der Handlung nach dem 10-kleine-Negerlein-Prinzip dezimiert. Vom Standpunkt des Spannungskinos betrachtet, ist der Film ein Meisterwerk; gleichzeitig ist er aber auch ein Vorläufer des amerikanischen SF-Propagandafilms der 50er Jahre, der sich die Angst des kleinen Mannes vor dem Unbekannten zunutze macht, das Gefahrenbewusstsein schärfen und vor Unterwanderung warnen soll.
Im Laufe des Jahrzehnts wurden Dutzende (wenn nicht Hunderte) ähnlicher typischer Filme in Hollywood produziert.
Plakat Metaluna 4 antwortet nicht
Aber selbstverständlich gab es Ausnahmen. Hierzu zählt DER TAG AN DEM DIE ERDE STILLSTAND (1951) von Robert Wise, in dem ein Besucher aus einer fernen Galaxie die Erde vor ihrem nahenden Untergang bewahren will. Als Ausnahmeerscheinungen kann man auch einen Großteil der Filme von Jack Arnold werten, der sich auf subtilere Weise gegen den Restriktivismus wehrte, beispielsweise mit der geschickten Parabel DIE UNGLAUBLICHE GESCHICHTE DES MR.C (1957), mit der er den Wahnsinn des atomaren Wettrüstens anprangerte. Ähnliches gilt für den großartigen METALUNA 4 ANTWORTET NICHT (1956), dessen differenzierte Darstellung der Außerirdischen, die für ihr Handeln nachvollziehbare Gründe haben, den Film inhaltlich aus dem Dunstkreis anderer Produktionen hervorhebt.
  Plakat: the day the earth stood still
Zwei spezielle Ausnahmefilme dieser Zeitepoche wollen wir Ihnen dieses Mal im Filmclub BALI präsentieren. Doch dazu später mehr.
Ansonsten beherrschten vor allem Invasions-Filme wie INVASION VOM MARS (1951), GEFAHR AUS DEM WELTALL (1953) oder FLIEGENE UNTERTASSEN GREIFEN AN (1956) das Feld. Beliebt war die Szenerie der aufrechten, weißhäutigen Kleinstadtbewohner des mittleren Westens, die sich gemeinsam gegen die Bedrohung aus dem All erwehren. Und letztendlich triumphierten Demokratie und doppelläufige Schrotflinten stets über außerirdischen Kommunismus und Laserkanonen.


Plakat: teufelswolke Plakat: Weltraumschif Mr 1 antwortet nicht
Diejenigen Filme, die frei von propagandistischem Gedankengut waren, waren häufig B- oder C-Produktionen mit hohem Trash-Gehalt. In WETRAUMSCHIFF MR-1 GIBT KEINE ANTWORT (1959) kämpfen Astronauten gegen riesige Fledermaus-Spinnen (im Film als Marionette animiert!) und Mars-Amöben, während sich die Menschheit in DER 4 D-MANN (1959) gegen einen verrückten Wissenschaftler erwehren muss, der die Fähigkeit erlangt hat, durch Wände zu gehen. In eine ähnliche Kategorie fallen Filme, in denen einzelne Körperteile durch außerirdische Manipulation zur Bedrohung wurden, wie etwa AUGEN DES SATANS (1957), wo eine feindliche Intelligenz das Gehirn eines Nuklearwissenschaftlers einnimmt oder DIE TEUFELSWOLKE VON MONTEVILLE (1958), in dem der Zuschauer mit Telepathie, radioaktiven Wolken, kopflosen Leichen, ferngesteuerten Zombies und außerirdischen tentakelbewehrten Riesenaugen bombardiert wird.
Beliebt waren auch Filme mit (durch Radioaktivität oder wissenschaftlichen Hochmut aufgeblasene) riesenhaften Insekten bzw. Spinnen, wie die Tierhorror-Klassiker FORMICULA (1954) oder Jack Arnolds TARANTULA (1955).
Man mag — aus heutiger Sicht — die Botschaft vieler SF-Filme aus den 1950er Jahren für zumindest fragwürdig halten, dennoch hat das Genre zu dieser Zeit aber etliche Klassiker hervorgebracht. Mit dem Anbeginn der nächsten Dekade starb der typische SF-Film der 50er. Die einzigen, die fleißig ihre ganz ureigenen SF-Filme produzierten waren die Japaner, allen voran Inoshiro Honda, der bereits 1954 mit GODZILLA einen Meilenstein gelegt hatte und diese Tradition in den 60ern fortführte, u.a. mit UFOS ZERSTÖREN DIE ERDE (1962) und BEFEHL AUS DEM DUNKEL (1966).
Plakat: The Brain from Planet Arous





In der Doppelvorführung im Februar zeigt der Filmclub BALI zwei sehr spezielle Vertreter des 50er Jahre Science Fiction-Genres.
Der erste Film wurde 1956 von Fred M. Wilcox inszeniert und zählt heute zu einem der ganz großen Klassiker des Science Fiction-Films. Er bietet eine außergewöhnliche Story und für die damalige Zeit hervorragende Spezialeffekte. Das typische Bedrohungsszenario wird hier auf den Kopf gestellt, denn der eigentliche Feind kommt nicht, wie zunächst angenommen, von einem fernen und verbotenen Planeten...
Review von Sven Maier auf filmstarts.de
http://www.filmstarts.de/kritiken/73944-Alarm-im-Weltall.html

Unser zweiter Beitrag wird auch gern als "Der schlechteste Film aller Zeiten" bezeichnet. Wir finden, damit tut man seinem Regisseur Ed Wood jr. großes Unrecht! Was auch immer man davon halten mag, die Geschichte über Grabräuber aus dem All, die Dracula (Bela Lugosi in seinem letzten Leinwandauftritt) zum Leben erwecken, um die Erde zu unterjochen, strotzt vor Charme, kindlichem Spieltrieb und unfreiwilliger Komik — fliegende Untertassen baumeln an Fäden, Grabsteine aus Pappmaché purzeln über den Kunstrasen und lebende Tote torkeln sinnfrei durch die Pampas.... Perfekte Unterhaltung ist garantiert!





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