Filmclub Bali
   
 

VAMPIRE GEGEN HERAKLES

(„Ercole al centro della terra“, Italien 1961) R: Mario Bava

Herkules (Reg Park) hat einige aufregende Abenteuer hinter sich gebracht, nun möchte er endlich in die Arme seiner Liebsten sinken. Doch die liebliche Deianira hat den Verstand verloren, schleicht wie ein Geist durch die königlichen Gärten. Der fiese Licos (Christopher Lee) hat seine Finger im Spiel, kann den gutgläubigen Herkules aber von seiner Unschuld und seinem guten Willen überzeugen. Nur ein Ausflug in die Unterwelt kann Deianira noch retten, verrät das Orakel dem Muskelberg. So zieht Herkules mit seinem treuen Freund Theseus (George Ardisson) los, keine Gefahr ist den Helden zu erschreckend, kein Gegner zu furchteinflößend. Doch eine unüberlegte Entscheidung des Theseus erregt den Zorn der Götter. Selbst Herkules scheint an seine Grenzen zu stoßen, während Licos seinen teuflischen Plan mit aller Entschlossenheit vollenden will...
Vampire gegen Herakles
Mario Bava setzte mit seinem offiziellen Regiedebüt "Die Stunde wenn Dracula kommt" (La maschera del demonio, 1960), gleich ein gigantisches Ausrufezeichen, schuf einen der schönsten Gothic-Horror Filme aller Zeiten. Ich gebe es nicht gern zu, doch im Vergleich zu diesem Überflieger, hat sein Zweitling "Vampire gegen Herakles" keinen leichten Stand. Sandalenfilme zählten noch nie zu meinen Lieblingen, da verhilft auch eine kleine Prise Grusel nicht zur späten Eroberung meines Herzens. Wie bitte? Ein Film von Mario Bava der mir nicht gefällt, mit dem ich nichts anfangen kann??? Nein, so ausgeprägt ist meine Abneigung gegen das Sandalengenre keineswegs. Überhaupt, welche Abneigung...?
Den geneigten Zuschauer erwarten einige Farbspielereien, für die man Mario Bava kennt und verehrt. Ganz selbstverständlich gelingt es dem Meister eine liebenswerte, märchenhafte Atmosphäre zu erzeugen, ohne auf ein großes Budget zurückgreifen zu können. Mit einfachen Mitteln die maximale Wirkung erzielen, wer konnte das besser als Bava? Das Treiben in der antiken Sagenwelt wird durch einige sehr ansprechende Einfälle belebt. Mein persönliches Highlight ist das Ungetüm aus Stein, welches Theseus und den Hilfstrottel Telemach zu Mettgut verarbeiten will. Besonders an dieser Stelle lohnt der Wechsel auf die italienische Originaltonspur, denn die Stimme des Monsters tönt dort weitaus bizarrer. Im Hades lauert das Unheil, Nebelschwaden und unheimliche Mächte setzen Herkules und Theseus zu. Blutende Gewächse, blubbernde Blubberblasen im Blubbersee des Todes, eine schöne Frau. Eine schöne Frau? Aber sicher, die liebe Ida Galli kommt als Persephone daher, verdreht dem armen Theseus gewaltig den Kopf. Kein Wunder, wenn der Zorn ihres Vaters nicht lange auf sich warten lässt.
Reg Park ist die Rolle des Herkules quasi auf den Leib geschneidert. Besser gesagt, er hat offensichtlich genug Gewichte gestemmt, um dem Publikum als Herkules unter die Augen treten zu dürfen. Viel Schauspiel wird vom kräftigen Reg nicht verlangt, da ist die kalte, boshafte Präsenz von Christopher Lee schon von ganz anderem Kaliber. Lee kommt leider nicht allzu ausführlich zum Zuge, die Handlung konzentriert sich überwiegend auf den/die Helden. George Ardisson mimt den Theseus solide, hinterlässt aber keinen bleibenden Eindruck. Als freundlicher Tropf stolpert Franco Giacobini in der Rolle des Telemach umher. Die Besetzung verführt mich zwar nicht zu einem Freudentaumel, doch schon allein die Anwesenheit von Christopher Lee sorgt für Zufriedenheit. Man beachte die Frisur von Chris Lee (grrrrins).
Mario Bava gelang mit "Vampire gegen Herakles" ein unterhaltsamer Sandalenfilm. Zwar bevorzuge ich andere Werke des Regisseurs, doch auch diesen Streifen sollte man als Fan gesehen haben. Im Finale fügt Bava die lang erwarteten Gruselmomente hinzu, obwohl man sich vom deutschen Titel des Films, nicht auf die falsche Fährte locken lassen sollte. Kinowelt hat dem Film eine gute DVD spendiert. Der Streifen liegt in ordentlicher Qualität vor, neben der deutschen Synchronisation ist auch der italienische O-Ton enthalten. Im Bonusmenü findet man ein Interview mit Lamberto Bava, dem Sohn des unvergessenen Mario Bava.
Mehr als 6,5/10 kann ich mir für "Vampire gegen Herakles" nicht abringen. Zu gering ist meine Begeisterung für Sandalen, zu gross meine Liebe zu vielen anderen Filmen von Mario Bava.
Lieblingszitat:
"Was willst du von mir, du vorwitziger Mensch?"
- Blap -





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