Filmclub Bali
   
 

THE BEING

(USA 1983) R: Jackie Kong

Das kleine Städtchen Pottsville liegt im US-Bundesstaat Idaho, der wichtigste Wirtschaftszweig ist der Anbau von Kartoffeln. Plötzlich verschwinden Menschen auf unerklärbare Weise, es gibt keine brauchbaren Spuren, keine erkennbaren Motive. Detective Mortimer Lutz (Bill Osco) geht als örtlicher Vertreter des Gesetzes der Sache nach, als er plötzlich selbst einem bizarren Monstrum gegenüber steht. Ein widerwärtiges Ungetüm, welches sich auf Menschen stürzt, diese verschleppt und zu Mettgut verarbeitet. Woher stammt diese abscheuliche Kreatur? Gibt es einen Zusammenhang mit der Lagerstätte am Rande der Stadt, in der man fleißig Atommüll unterbringt? Immer wieder erklärte die Industrie mit allem Nachdruck, dass keinerlei Gefahr von dem strahlenden Material ausgehen würde. Selbst der angesehene Wissenschaftler Garson Jones (Martin Landau). wird nicht müde dies in aller Öffentlichkeit zu verkünden, vorzugsweise im regionalen Fernsehprogramm. Mort macht sich bei Bürgermeister Lane (José Ferrer) unbeliebt, weil er diesen auf das Monster hinweist. Ein Zusammenhang mit dem Atommüll kann keinesfalls bestehen. Schließlich hat die Stadt ganz andere Sorgen, denn verdorbene Individuen wollen einen "Massagesalon" im Herzen des Ortes eröffnen, pfui Deibel!
The Being
Regisseurin Jackie Kong kann nur wenige Titel in ihrer Filmgraphie verzeichnen. Der bekannteste ihrer Streifen dürfte "Blood Diner" (1987) sein, der erst vor wenigen Monaten erneut veröffentlicht wurde. "The Being" ist das Erstlingswerk der Frau Kong. Selbst ein Blinder würde sofort die Entstehungszeit des Films bestimmen können. Das Thema Atomkraft war in den frühen achtziger Jahren in aller Munde, genau wie die Angst vor dem Dritten Weltkrieg. Erwartungsgemäß setzt sich "The Being" zwar nicht ernsthaft mit der Problematik Kernenergie auseinander, doch der sehr humorvolle Umgang mit dem Thema, ist meiner Meinung nach die größte Stärke des Films. Ein Wissenschaftler spricht davon, wie harmlos doch Radioaktivität im Trinkwasser sei. Weder Flora noch Fauna würden Schaden nehmen, der Mensch sowieso nicht. Da passt es vortrefflich ins Bild, dass am Schauplatz in erster Linie Nahrungsmittel produziert werden. Nebenbei prangert er den moralischen Verfall an, die Pornographie wird als Geißel der Menschheit ausgemacht. Der ironische Ton ist geistreicher als man zunächst vermuten mag, ansonsten haben wir es mit einer eher hirntoten Sause zu tun. Den Gipfel des Irrsinns stellt eindeutig die Kreatur dar. Zunächst bekommt man sie kaum zu Gesicht. Ab und an sieht es so aus, als würde man einen verdreckten und gefüllten Schlafsack durchs Bild werfen. Im Finale präsentiert man uns das Geschöpf, der Monsterfreund wird dabei manches Lachtränchen vergießen, dessen bin ich mir sicher! Stellt euch eine Mischung aus Ridley Scotts "Alien" und Steven Spielbergs "E.T." vor, übergossen mit Schleim, annährend lebensnah wie ein defekter Pappaufsteller.
So ungelenk wie das Monster, so wenig gelungen scheint mir auch der Schnitt. Keine Ahnung woran es lag, vielleicht war der Cutter auf Dope, vielleicht besoffen, vielleicht aber auch schlicht und ergreifend ein talentfreier Pfeifenkopf. Regie und Kamera bleiben recht unauffällig, die Kamera ist (besonders während der Monsterszenen) nicht immer auf der Höhe der Ereignisse. Aber letztlich ist diese Tatsache eine glückliche Fügung, das Geschöpf des Grauens muss nicht allzu oft bestaunt werden, mein Zwerchfell dankt. Hauptdarsteller Bill Osco glotzt ab und an reichlich dämlich aus der Wäsche, passt aber genau aus diesem Grunde prima in die Rolle des Kleinstadtbullen. Martin Landau hatte beim Dreh entweder diebisches Vergnügen... ...oder war völlig zugedröhnt. Er spielt den fragwürdigen Wissenschaftler dermaßen übertrieben, hier kann man nur von Genie oder Drogenmissbrauch ausgehen (oder beide Mutmaßungen treffen zu!?). José Ferrer steht als unwilliger Bürgermeisterkauz, unter dem Pantoffel seiner zur Hysterie neigenden Gattin. Die Freundin des Helden Mort, wird von einer Dame namens Marianne Gordon gespielt, unscheinbar und unaufdringlich.
"The Being" ist ein nettes Monsterfilmchen. Nur Freunde des Genres werden sich dafür erwärmen können. Recht unscheinbaren Darstellern (mit Ausnahme von Martin Landau), steht ein misslungenes Monster gegenüber. Dieses Teil ist so schlecht geraten, dass es wirklich schon wieder Freude macht. Mettgut spielt eine untergeordnete Rolle, spektakuläre Auswüchse gibt es nicht zu sehen. Wie ich weiter oben erwähnte, ist die Stärke von "The Being" sein köstlicher Humor. In Kombination mit den liebenswerten Schwächen, ist ein schmackhaftes Menü für den kleineren Hunger das Resultat. Ein Kurzkommentar dieser Art mag zwar unpassend erscheinen, doch ich wundere mich darüber, wie gleichgültig wir heute mit dem Thema Atomkraft/Atommüll umgehen. Klar, die Präsenz in den Medien ist nach wie vor gegeben. Aber wo bleibt der zornige Aufschrei, der die Menschen zu Millionen auf die Strasse treibt? Heute sind die Probleme größer denn jemals zuvor. Die Atomkraftwerke werden mit zunehmendem Alter wohl kaum sicherer, es gibt kein geeignetes Endlager für den strahlenden Müll, die Laufzeiten der Reaktoren sollen verlängert werden... ...vor dreißig Jahren war der Protest intensiver und empörter. Was zum Geier ist mit uns los???
Der Film ist in Deutschland von Shock Entertainment und X-Rated verfügbar. Während die X-Rated Scheibe wie üblich in einer großen Hartbox daherkommt, bietet Shock Entertaiment uns ein Amaray im stablien Schuber an. Im Amaray findet man vier "Collector Cards" mit Motiven aus dem Film vor. Die DVDs sind meiner Information nach identisch. Ich habe daher zur günstigeren Variante von Shock Entertainment gegriffen. Eine Besonderheit ist bei beiden Auflagen zu beachten, der Film liegt nicht in PAL vor. Es handelt sich nicht um einer grausige Ruckelwandlung, sondern tatsächlich um NTSC. Man hat vermutlich die US-DVD als Vorlage benutzt. Heutige Gerätschaften sollten damit keine Probleme haben, doch der Hinweis sei mir trotzdem gestattet.
Monstertrash mit diversen Schwächen, knuffig und sympathisch. 6/10
Lieblingszitat:
"Verdammt nochmal... ...was ist das für ein klebriger Scheissdreck!?"
- Blap -





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